Warum ich 2025 mit dem Kiffen aufgehört habe
Ich habe 2025 entschieden, mit dem Kiffen aufzuhören. Nach über 15 Jahren täglichem Konsum. Diese Blogreihe dokumentiert meine ehrliche Reise – von den Anfängen bis zu meinem Weg raus aus der Sucht.
Wie alles anfing: Der erste Kontakt mit Cannabis
Ich erinnere mich noch genau: 2010, direkt nach meinem Schüleraustausch in den USA. Zurück in Deutschland, treffe ich meine Freunde. Dann sagen sie mir plötzlich: „Yo, wir rauchen jetzt Gras – willst du auch?“ Und da saßen wir – das erste Mal einen Joint in der Hand. Wir lachten, hatten Spaß, alles war leicht. Die Snacks schmeckten besser, die Musik klang intensiver. Ich dachte mir: Wie geil ist das denn bitte?
Rückblickend war es der klassische Suchtstart. Wie beim ersten Gewinn am Spielautomaten. Dieses erste High war mein Einstieg in eine Gewohnheit, die über ein Jahrzehnt mein Leben bestimmen sollte.
Vom Wochenend-Kiffer zum Dauerkonsumenten
Anfangs war es nur ein Wochenendding. Ich habe mich unter der Woche auf Freitagabend gefreut – endlich wieder mit den Jungs chillen und kiffen. Doch dann kam der Wendepunkt: Ich kaufte mir selbst meine erste eigene Tüte – ein 20er vom Dealer meines Freundes. Ich weiß noch genau: Supermarkt, Snacks, Tabak zum Mischen, ab nach Hause. Mein erster Joint ganz alleine. Film an – und ich dachte: Das ist das geilste Gefühl auf der Welt.
Von da an war das Kiffen Teil meiner Identität.
Schleichende Sucht & Kontrollverlust
Was harmlos begann, wurde schleichend zur Sucht. Ich bekam meinen Führerschein und ein Freund warnte mich: „Wenn du weiter kiffst, droht MPU.“ Aber ich hörte nicht auf. Stattdessen wurde es intensiver. Ich war auf Partys, auf Geburtstagen, hatte attraktive Frauen um mich – aber mein Fokus war nie auf Gesprächen oder Erlebnissen. Nur auf dem nächsten Joint.
Alle um mich herum kifften. Klar – wenn du selbst regelmäßig konsumierst, ziehst du automatisch Kreise, in denen das normal ist. Die Jahre vergingen. 20 wurde 25. Dann 30.
Die Schattenseiten: Was das Kiffen wirklich mit mir gemacht hat
Ich hatte eine Phase, da habe ich täglich 2–3g geraucht. Jeden Abend direkt nach der Arbeit. Zwar hatte ich die „goldene Regel“, nie vor der Arbeit zu kiffen – aber auch das wurde irgendwann aufgeweicht, besonders bei Nebenjobs.
Die negativen Effekte wurden über die Jahre immer deutlicher:
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Soziale Isolation: Gespräche wurden mir anstrengend. Ich konnte Menschen nicht mehr in die Augen schauen.
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Mentale Gesundheit: Ich hatte depressive Phasen, war oft reizbar, nachdenklich, unruhig.
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Selbstwert: Ich dachte häufig: Was habe ich aus meinem Leben gemacht?
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Schlafprobleme: Ironischerweise dachte ich, Gras hilft beim Einschlafen. Aber mein Schlaf war oberflächlich – und ohne Joint schien Schlaf unmöglich.
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Geld: Ich habe nachgerechnet: Mit dem Geld fürs Kiffen hätte ich mir locker ein neues Auto finanzieren können.
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Optik & Energie: Hautbild verschlechtert, Antriebslosigkeit, Augenringe – ich sah älter und ausgelaugter aus, als ich war.
Die Erkenntnis: Es muss sich was ändern
Irgendwann stand ich vor dem Spiegel und wusste: So kann’s nicht weitergehen. Ich hatte mich selbstständig gemacht, doch mein volles Potenzial blieb auf der Strecke. Warum? Weil ein Teil von mir dauerhaft betäubt war.
Ich war im Nebel unterwegs – wortwörtlich. Jedes Jahr lief gleich ab. Immer wieder der Gedanke: „Ab dem nächsten 50er ist Schluss.“ Aber es war nie Schluss. Ich hatte zig Anläufe – aber nie geschafft, durchzuziehen.
Der Entschluss: Kein weiteres Jahr wie die letzten 15
Ende 2024 sagte ich mir: Ich will kein anderes Jahr. Ich will ein neues Jahr. Ich war bereit. Ich habe meine Dealer blockiert. Mir ein Auto gekauft als Zeichen: Das ersetze ich mit dem Geld, das ich sonst verrauche.
Ich habe mir Ziele gesetzt, Abstand zu alten Gewohnheiten und alten Freunden genommen. Einige aus meinem Umfeld hatten das Kiffen bereits erfolgreich beendet – sie sagten mir: Seit ich aufgehört habe, läuft mein Business besser, meine Klarheit ist zurück.
Also startete ich. Ohne große Ankündigung. Ohne Druck. Einfach Tag 1.
Warum viele scheitern beim Kiffen aufhören
Einer der Hauptgründe, warum so viele Menschen beim Aufhören mit dem Kiffen scheitern, ist die falsche Erwartung. Viele denken: „Ich höre einfach auf – das wird schon.“ Doch wer jahrelang täglich gekifft hat, unterschätzt oft, wie stark mentale Gewohnheiten, Trigger und sogar körperliche Anpassungen dabei eine Rolle spielen.
Oft fehlt eine klare Strategie oder ein Plan. Statt sich bewusst auf den Cannabis-Entzug vorzubereiten, wird aus einer impulsiven Entscheidung ein Rückfall. Typische Fehler sind:
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Kein Umfeldwechsel: Wenn Freunde weiterkiffen, ist die Rückfallgefahr enorm.
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Kein Umgang mit Schlafproblemen: Der plötzliche Wegfall des Joints abends führt oft zu Schlaflosigkeit – ein häufiger Rückfall-Auslöser.
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Keine emotionale Arbeit: Viele kiffen nicht aus Langeweile, sondern um etwas zu betäuben. Wer diese Themen nicht angeht, ersetzt den Joint durch andere Süchte – oder fällt zurück.
Auch Social Media kann trügen. Es wirkt, als würden andere „einfach so“ aufhören – aber was nicht gezeigt wird: die inneren Kämpfe, die schlaflosen Nächte, die emotionalen Tiefphasen.
Was sind die ersten Schritte beim Cannabis-Entzug?
Wenn du wirklich mit dem Kiffen aufhören willst, beginnt alles mit einem einzigen Punkt: Klarheit. Ein guter Freund, der selbst erfolgreich aufgehört hat, sagte mir mal: „Soheil, es funktioniert nur langfristig, wenn du es selbst willst. Nicht wegen deiner Freundin, nicht wegen der Polizei, nicht wegen deinen Eltern – nur wegen dir.“ Und er hatte recht.
Denn äußerer Druck reicht nie. Wenn du nur aufhörst, weil andere es wollen oder du gerade Angst vor Konsequenzen hast, wirst du in schwachen Momenten wieder zurückfallen. Bei mir war es ein schleichender Prozess. Bereits Monate vor meinem letzten Joint habe ich innerlich gemerkt: Es reicht. Ich wollte mein Leben wieder kontrollieren – nicht, dass Gras mich kontrolliert. Ich war Anfang 30, selbstständig, hatte Ziele – und gleichzeitig hat mich eine Substanz jeden Tag ausgebremst.
Irgendwann habe ich verstanden: Wenn ich nichts ändere, wird sich auch nichts ändern. Ich habe es wie beim Schmetterlingseffekt gesehen – eine kleine Entscheidung kann langfristig mein ganzes Leben verändern. Und ganz ehrlich: Ich hatte nichts zu verlieren. Die letzten 15 Jahre waren geprägt von Konsum, Rückzügen, verpassten Chancen. Also wollte ich endlich wissen: Wie ist das Leben ohne Kiffen wirklich?
Der erste Schritt war, die volle Verantwortung zu übernehmen – nicht die Schuld zu suchen, sondern zu sagen: Ich allein entscheide, wann Schluss ist. Und dann habe ich begonnen, mein Umfeld zu verändern.
Hier ein paar praktische erste Schritte beim Cannabis-Entzug:
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Alles entfernen: Kein Weed, kein Grinder, keine Papers – alles weg.
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Dealer blockieren: Kontakte löschen, damit es keine Versuchung mehr gibt.
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Trigger meiden: Serien, Orte, Songs oder Menschen, die ans Kiffen erinnern, erstmal meiden.
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Tagesrhythmus aufbauen: Früh schlafen, gesund essen, Sport machen – Struktur hilft enorm.
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CBD-Blüten als Notfall-Lösung: Ich hatte mir eine hochwertige CBD-Sorte geholt. Für den Fall, dass das Verlangen zu stark wird. Lieber einen beruhigenden CBD-Joint als das hochprozentige Gras von der Straße.
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Ziele aufschreiben: Warum hörst du auf? Was willst du zurückgewinnen? Was wünschst du dir für dein Leben in 1, 3 oder 5 Jahren?
Der Cannabis-Entzug ist kein Sprint, sondern ein Prozess – eher ein Marathon. Wer wirklich mit dem Kiffen aufhören will, muss sich bewusst machen: Es geht nicht darum, mal ein paar Tage durchzuhalten, sondern den gesamten Kurs zu ändern. Genau deswegen schreibe ich diese Blogreihe. Um ehrlich zu zeigen, wie der Weg wirklich aussieht – mit allen Höhen, Tiefen, Rückschlägen und Erfolgen. In der nächsten Folge teile ich, wie meine erste Woche ohne Gras war – komplett ungefiltert und direkt aus dem echten Leben.
Was in der ersten Woche passiert ist – wie schwer es wirklich war, was mich gerettet hat und wie sich erste kleine Veränderungen gezeigt haben – das liest du in Folge 2.